德語故事:Weihnachten 1982
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2020-10-27 00:40
編輯: 歐風(fēng)網(wǎng)校
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摘要:
德語故事:Weihnachten 1982
Irgendwie hatte ich das Gefühl, ihn schon immer gekannt zu haben. Ich
erinnere mich aber noch genau, wie er das erste Mal in unsere Klasse kam. "Das
ist Friedolin", hatte unsere Lehrerin, Fr?ulein Seibert, ihn uns vorgestellt.
Ich kann mich noch an seine riesige Zahnlücke erinnern, die damals eigentlich
jeder von uns Schulanf?ngern hatte. Aber bei ihm wirkte sie einfach doppelt so
gro? wie bei allen anderen. Ich kann mich an das schallende Gel?chter erinnern,
nachdem Fr?ulein Seibert seinen Namen gesagt hatte. An diesem Tag sagte er
nichts, kein Wort. Auch sp?ter war er nicht viel gespr?chiger. Ich glaube, er
hatte einfach ein bisschen Angst. Und ich kann mich auch an die Tr?ne erinnern,
die über seine linke Wange kullerte, als er merkte, dass die ganze Klasse nur
über ihn lachte. Und ich glaube, diese Tr?ne war es, die mich dazu bewegte,
meinen Mund zu halten. Nicht zu lachen wie die anderen, sondern mir mein
schadenfrohes Glucksen zu verkneifen. Er sah aber auch zu drollig aus wie er da
stand. Mit seinen knallroten struppigen Haaren und seiner winzigen Stupsnase.
Und seinem rechten Auge, das so merkwürdig starr ins Leere blickte. Erst sp?ter
erfuhren wir, dass er ein Glasauge hatte. Sein richtiges Auge hatte man ihm
herausnehmen müssen, weil er ein Geschwür im Kopf hatte. An diesem Tag gingen
wir schweigend den Weg zusammen nach Hause. Wir sprachen die ganze Zeit über
kein einziges Wort. Am n?chsten Morgen trafen wir uns auf dem Weg zur Schule und
gingen das letzte Stück gemeinsam. Aber gesprochen haben wir auch da nicht
miteinander. Wenn ich es mir heute überlege, kommt es mir seltsam vor, aber wir
haben w?hrend der ganzen Zeit, die wir zusammen zur Schule gingen (es waren fast
sechs Monate), kein Wort miteinander gewechselt. Doch damals fand ich das mit
der Zeit irgendwie ganz normal. Jeden Morgen trafen wir uns, gingen zusammen zur
Schule, schweigend, anschlie?end wieder nebeneinander her den ganzen Weg bis
nach Hause. Schweigend. In der Schule ertrug er tapfer die Grausamkeiten, die
wir ihm antaten. Wortlos. Er wurde in die Mülltonne gestopft, die Fahnenstange
hochgehisst, mit Farbe angemalt und seine Hefte mit Klebstoff verschmiert. Wenn
jemand "der Friedolin ist h?sslich" auf die Tafel geschrieben hatte und Fr?ulein
Seibert fragte, wer das gewesen sei, deuteten alle auf Friedolin. "Stimmt das,
Friedolin?", hatte sie ihn dann mit vorwurfsvoller Stimme gefragt. Er sagte
nichts. Nickte nur. Sein Auge starrte Fr?ulein Seibert an. Das Glasauge starrte
mich an. Offen und vorwurfsvoll. Und ich konnte wieder die Tr?ne sehen, die über
seine linke Wange kullerte. Und ich? Ich sagte nichts. Starrte nur aus dem
Fenster, weil ich den Blick seines Glasauges nicht ertrug und kaute auf meinem
Bleistift herum. Und dann kam der Tag, an dem er nicht mehr morgens an seinem
Gartenzaun auf mich wartete, damit wir gemeinsam zur Schule gingen. Er blieb
einfach weg. Fr?ulein Seibert erkl?rte uns, dass sich sein Gesundheitszustand
sehr verschlechtert h?tte. Er müsse nun erstmal zu Hause bleiben und wieder
gesund werden.
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